29. Tag 16:00 Uhr
Tippe eine Nummer auf das Display. Höre eine Stimme.
“Rhabarber – Rhabarber –~- Und was kann ich für Sie tun?”
“Hallo und Gute Laune! Ich bin Derundder UND WILL MICH HIERMIT BEDANKEN.”
“@??? – Bedanken?”
“Ja. Der Kemptner, den Sie mir schickten und der in meiner Wohnung den Wasserhahn reparierte, hat sauber und zügig gearbeitet. Der Schaden ist behoben. Dafür: Danke!”
Verwirrt sagt sie, dass sie “es” weitergeben wird.
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Teil 1 einer Feldstudie ist somit angeschoben.
Vorab galt: Vom Hunde lernen, heißt gemocht zu werden. Jahrhundertlange Sozialisation hat aus dem wilden Wolf ein devotes Haustier gemacht, welches uns mit einem plumpen Schwanzwedel-Trick Dankbarkeit signalisiert und im Gegenzug DAFÜR von uns gemocht und gefüttert wird.
Mehr noch: Ein Hund ist auch dann noch dankbar, wenn er hin und wieder ungerecht behandelt wird. Oft ist der Hund das dankbarste Wesen einer Familie.
Iwan Petrowitsch Pawlow begründete eine Theorie (behavioristische Lerntheorie), welche besagt, dass man dem unbedingten Reflex eines Lebenswesens durch Lernen neue, bedingte Reflexe hinzuführen kann und experimentierte mit Hunden. Ich tue derzeit das Gegenteil: Nehme mir hündisches Verhalten als Vorlage und experimentiere mit Menschen. Ich untersuche das Verhalten, welches so stark ist, dass wir Menschen bereit sind Mitesser zu dulden, Parasiten fast.
Vermute derzeit, dass uns Katzen über soziale Kälte hinweghelfen und dass Hunde die Lücke im unbefriedigten sozialen Bedürfnis – im Bedürfnis nach Anerkennung – erfüllen. Aktuelle Hypothese: Dankbarkeit ist Triebkraft im Sozialverhalten.
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Nun will ich mich öfters bedanken und abwarten, was weiter geschieht.