Der reziproke Pawlow

29. Tag 16:00 Uhr

Tippe eine Nummer auf das Display. Höre eine Stimme.

“Rhabarber – Rhabarber –~- Und was kann ich für Sie tun?”

“Hallo und Gute Laune! Ich bin Derundder UND WILL MICH HIERMIT BEDANKEN.”

“@??? – Bedanken?”

“Ja. Der Kemptner, den Sie mir schickten und der in meiner Wohnung den Wasserhahn reparierte, hat sauber und zügig gearbeitet. Der Schaden ist behoben. Dafür: Danke!”

Verwirrt sagt sie, dass sie “es” weitergeben wird.

* * *

Teil 1 einer Feldstudie ist somit angeschoben.

Vorab galt: Vom Hunde lernen, heißt gemocht zu werden. Jahrhundertlange Sozialisation hat aus dem wilden Wolf ein devotes Haustier gemacht, welches uns mit einem plumpen Schwanzwedel-Trick Dankbarkeit signalisiert und im Gegenzug DAFÜR von uns gemocht und gefüttert wird.

Mehr noch: Ein Hund ist auch dann noch dankbar, wenn er hin und wieder ungerecht behandelt wird. Oft ist der Hund das dankbarste Wesen einer Familie.

Iwan Petrowitsch Pawlow begründete eine Theorie (behavioristische Lerntheorie), welche besagt, dass man dem unbedingten Reflex eines Lebenswesens durch Lernen neue, bedingte Reflexe hinzuführen kann und experimentierte mit Hunden. Ich tue derzeit das Gegenteil: Nehme mir hündisches Verhalten als Vorlage und experimentiere mit Menschen. Ich untersuche das Verhalten, welches so stark ist, dass wir Menschen bereit sind Mitesser zu dulden, Parasiten fast.

Vermute derzeit, dass uns Katzen über soziale Kälte hinweghelfen und dass Hunde die Lücke im unbefriedigten sozialen Bedürfnis – im Bedürfnis nach Anerkennung – erfüllen. Aktuelle Hypothese: Dankbarkeit ist Triebkraft im Sozialverhalten.

* * *

Nun will ich mich öfters bedanken und abwarten, was weiter geschieht.

Die Vampir-Opfer-Dialektik

18. Tag

Mein neues Update beinhaltet Verständnis aus Zuhören. Und dies – Schwierigkeit Stufe 3 – ohne dabei zu versuchen, das Thema zu wechseln. Also den Anderen ausreden lassen, um nachzufragen.

Früher galt: Solange ich rede, kann mich niemand langweilen. Heute bin ich eine Art Paulus, der früher Saulus war – ein Paulus, der zuhört.

Thema: Menschliche Sozialbeziehungen.

HEUTE HÖRE ICH GEDULDIG, wie Lara menschliche Sozialbeziehungen mit Vampir-Dialektik umschreibt.

“Bei den meisten Menschen ist es so: Einer ist immer “донор” (= Donor, der Spender), der jeweils Andere ist der zugehörige Vampir. Einer gibt, der andere nimmt. Geben und Nehmen sind eine dialektische Einheit. Wer saugen will oder muss, sucht sich immer jemanden, der sich saugen lässt …”

Soviel zum Thema “Saugen” – Zuhören sucks, wenn eine Argumentation eine These immer wieder in neue Klamotten kleidet und der Fantasie keine Grenzen gesetzt werden. Stundenlang kann es so weiter gehen: Hammer oder Amboss, Ohm oder Unten, Vampir oder Opfer … ~ dergestalt, dass mir bereits beim ersten Feldversuch Zweifel an meinem Software-Upgrade aufkommen.

“Wer, meinst du, ist in unserer Beziehung Vampir, wer Opfer?”

Sie guckt, als sei dies die dümmste Frage der Welt.

“Ich sagte doch: Bei den meisten Menschen! Sind wir etwa “meisten”?

Möglicherweise ist ausgerechnet “meisten” die Ausnahme, welche die Regel bestimmt.

Des Alten Musikgeschmack

“… und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.”
(Wilhelm Busch)

So führte ich hier eine ironische Metapher ein: “der alte Mann”. Oder frei nach Hemingway, witzelnd und in Anspielung auf ein Hobby “der alte Mann und das Bär”.

Wie ich irrte: Widerspruch fiel aus. Was Grund genug sein sollte, sich mit dem “alten Mann” abzufinden. Der mir und einem weiteren Ich namens Sonnensack nun aber – frei nach Dostojewski – immer wieder überall begegnet.

Hier zum Beispiel:

1311 twitter

Der Musikgeschmack eines alten langweiligen Mannes? Oh Bob, haben wir das verdient? Du warst deshalb Teil meines Lebens weil seinerzeit nur junge Männer dich verstanden …

Ironie innerhalb Ironischer Prozesse.

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Erinnern wir uns? White Bear Phenomenon? — Der Versuch einen bestimmten Gedanken zu vermeiden – “der alte Mann ist wirklich alt und alle dementsprechenden Vorurteile bestätigen sich”macht diesen viel beharrlicher.

I LOST THE GAME.

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Ein klassisches Beispiel für ironische Prozesse ist Dostojewskis Ausspruch aus seinem Reisebericht “Winterliche Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke” von 1863:

“Stelle dir selbst diese Aufgabe: Denke nicht an einen Eisbären, und du wirst sehen, dass dieses verfluchte Ding jede Minute in deinem Kopf sein wird.”

Und siehe da: Ich bin zurück auf LOS.

Retrospektive Reflektion

Autobahn. Ich und er.

Was ich gut fand, an der DDR, was an ihr schlecht, wurde ich unterwegs plötzlich gefragt und wusste in diesem Augenblick nicht, was man hierauf mit Vernunft sagen könnte.

Nun wache ich auf.

Die DDR – denke ich – ist wohl das objektive Ergebnis der Detonationen des letzten europäischen Krieges. Wäre die Sowjetarmee – beispielsweise – in Bayern einmarschiert, hätten die Bayern genau diese DDR gehabt und keine Bananen. So aber kam das System über Mitteldeutschland wie ein Naturgesetz.

Und Subjektiv ist auch objektiv, denn jeder Einzelne entscheidet sich schließlich für Integration oder Widerstand, alternativ ~ a bissel schwanger geht nicht – auch das ist ein Naturgesetz. Die hieraus folgende Wechselwirkung hebt oder staucht Charaktere, was inzwischen mit einem Experiment eindrucksvoll bewiesen.

Amboss oder Hammer sein ~ Wärter oder Häftling sein ~~~ ´… @andererseits: Unter Breshnew oder früher wäre jede andersartige – “sozialismusfremde” – Idee niedergewalzt wurden; säße ein starker Putin am Kohlschen Verhandlungstisch, würden wir “deutsche Einheit” als Luxus begreifen und heute noch zahlen.

Was mir allerdings peinlich ist: Dass ich seinerzeit eine Idee akzeptierte, welche Menschen klassifiziert wie zuvor im Mittelalter und dass der sogenannte “Klassenkampf” nur einer Legitimation diente, mehr nicht.

Was im Übrigen alles nicht von Bedeutung. Der Status quo ist heute einfach nur besser schlecht – mehr nicht.

Menschen sind so.

Antagonistische Thesen

Gestern fand ich erst am Otto-Hahn-Ring einen Parkplatz. Was ziemlich weit entfernt von dem Eingang zu unserer Wohnhülse.

Es wird zunehmend schwieriger, einen Platz fürs Auto zu finden ~ was ich für logisch halte: Leute ziehen aus. Die neuen Kandidaten auf Wohnraum werden von der geldgierigen Vermieterschaft zunächst durch vorzulegende Lohnbescheinigungen auf Zahlungsfähigkeit geprüft, und anhand von erpressten Schufa-Selbstauskünften auf deren Zahlungswilligkeit. Wer eine Vermieter-Checkliste passierte, kann sich in der Regel auch ein Auto leisten ~ und blockiert somit “meine” Parkplätze.

“Positive Ghettoisierung” nenne ich das.

Das Gebiet entmischt sich, Grobzeug verschwindet, Mittelstand breitet sich aus …

~~~

Gestern – nahezu zeitgleich – sah Lara eine Sinti oder Roma an unserem Müllplatz nach Verwertbaren kramen. Woraus sie blitzschnell schlussfolgerte, dass es an der Zeit ist, dieses – unser – Gebiet zu verlassen …

“ … wenn hier schon Zigeuner* rumstromern, dann wird es bald ziemlich schlimm werden.”

Ich bin in diesem Moment etwas überrascht, weil das mit meinem derzeitigen Beobachtungsstand nicht kompatibel ist – derweil sie mir die ukrainische Version der Broken-Windows-Theorie liefert, welche dortzulande stets anstelle der zerbrochenen Scheibe mit gewissen ethnischen Minderheiten beginnt, sich über andere ethnische Minderheiten steigert, bis schließlich…

Verbrechensfurcht zu einem Rückzug der “anständigen” Bürger führt. Die Struktur der Gegend wird schließlich zu Ungunsten sozial stabiler Nachbarschaft verändert.”
(Wikipedia)

Laras Botschaft:

“Wir sollten die ersten sein, die diese Gegend verlassen. Nachher wird es noch wie auf der Titanic, wo für die Letzten die Boote nicht reichten.”

Sie will nach Charlottenburg – doch ich will nicht zwischen Russen leben. “So wie es ist, ist es gut so”, sage ich daher und bleibe Fels in der Brandung.

—-

* sie sagt deshalb hartnäckig und politisch-unkorrekt “цигани”, weil – wie sie behauptet – die Bezeichnung “сінті та рома” im Ukrainischen nicht so geläufig ist

Genetische Muster

Was du ererbt von deinen Vätern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.

Faust I – der große Monolog.

Das Erbe ist zugleich ein komplizierter Sachverhalt. Gab es seinerzeit Gefahr, klang die Kehle unserer Ur-Ur-Ur-… @∞ … -Ahnen wie das Quietschen von Kreide an einer Schultafel, weshalb wir heute immer noch Gänsehaut bekommen, wenn wir dieses Geräusch vernehmen.

Und zweitens: Aufmerksamkeit diente immer schon der Erhaltung der Art. Diejenigen Primaten-Babys hatten eine höhere Überlebenschance, denen es stetig gelang, Mutter, Vater oder Gruppe auf sich aufmerksam zu machen.

Wahrscheinlich ist die Akquisition von Aufmerksamkeit ein zentrales genetisches Grundmuster. Ein Missing Link der Menschwerdung. Zu Zeiten heutiger medizinischer Versorgung nicht unbedingt vonnöten – aber vorhanden bleibend. Wie das Steißbein als Rudiment der Schwanzwirbel oder wie die Blinddärme.

Aufmerksamkeit ist ererbte Strategie – das zugehörige Verhalten ist die Taktik. Man braucht nicht unbedingt eine Couch~ manches kann man auch so wissen: Granny – beispielsweise – erfuhr als Kind die größtmögliche Aufmerksamkeit, als sie aufgrund einer Krankheit zu leiden hatte. So lernte sie klagen, ohne zu leiden. Reflexiv sozusagen.

Heute ist ihr Verhalten wie in Stein gemeißelt. Die Betriebskosten sind zu hoch, die Kopfschmerzen zu stark, das Wetter zu kalt – …

Und wenn sie mal nicht traurig ist,
Dann geht es los von vorn.

The White Bear Phenomenon

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Teil 1: Unverständliche Fragen

Neulich habe ich die Berliner Philharmoniker gehört, genauer: Die Matthäus-Passion mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars.

Ich bin heute noch begeistert, schwärme …

Da kommt ein Wanderer des Weges daher, kommentiert und fragt:

“Interessant. Wer war der Bariton?”

(Die Antwort – aber wozu? – ist klar. Es waren derer zwei: Thomas Quasthoff und Christian Gerhaher)

~

Gestern hörte ich Eishockey im Live-Stream, genauer: das Spiel “Iserlohn Roosters gegen Eisbären Berlin”. Es war spannend und knapp, ging in die Verlängerung. Heute bin ich immer noch aufgeregt, begeistert, schwärme …

Da kommt ein Wanderer des Weges daher, kommentiert meine Begeisterung mit der Vokabel “Interessant” und fragt:

“Wer hat die Tore geschoben?”

(Die Antwort – aber wozu? – ist klar. Es waren derer fünf: Lalondein in der 12.Minute, Talbot in der 19. Minute/PP, Tallackson in der 22. und Rankel in der 42. und der 65.)

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Wir fragen nie nach Verteidigern, obwohl sie gleichwertig. Statt 2. Violine wollen wir die erste Geige. Und: Derjenige, der die Namen erfahren hat, kann sie sich nicht merken.

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(Jedenfalls sind wir wieder auf dem Weg nach ohm. “EISZEIT in Berlin!”)

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Teil 2: Das Spiel

Das Spiel der Berliner Eisbären ist ein weiterer Beleg für die “Theorie der Ironischen Prozesse”. Weltweit bekannt unter “White Bear Phenomenon”, wonach der Versuch, einen bestimmten Gedanken zu vermeiden, diesen viel beharrlicher macht.

So merkte Fjodor Dostojewski 1863 seinem Reisebericht “Winterliche Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke” an:

“Stelle dir selbst diese Aufgabe: Denke nicht an einen Eisbären, und du wirst sehen, dass dieses verfluchte Ding jede Minute in deinem Kopf sein wird.”

Hieraus wurde das Spiel – “The Game” genannt. …

<hier könnte theoretisch noch etwas mehr Text stehen> 

ilostthegameIm Allgemeinen gelten folgende Regeln für “The Game”:

  • Jeder spielt das Spiel.
  • Wer über das Spiel nachdenkt, verliert.
  • Wer das Spiel verliert, muss dies mindestens einer Person mitteilen.

Was wiederum beweist, dass alles – aber auch wirklich alles! -miteinander im Zusammenhang steht.

Und: dies ist keine Ironie!

Kriminalprävention

Die Hausnummer an meiner Tür leuchtete lange Zeit nicht, was – eigentlich – nicht sonderlich wichtig. Man sieht auch so. “Es wird sich schon irgendwann ein Hausmeister darum kümmern”, dachte ich dazu. Einzige Reaktion war Erinnerung an alte Zeiten:

“Ja, damals, früher, als der alte Herr T. hier wohnte ~ DER hätte dem Schlumich von Hausmeister schon Dampf gemacht!”

Irgendwann hatte ich die tote Lampe vergessen.

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Bis mich eines Tages wieder einmal ein Freund vom Eishockey nach Hause brachte und den banalen Halbsatz “bei dir brennt nie Licht” aussprach. Was in meinem Innersten Donner vom Olymp auslöste.

Plötzlich sah ich, was dieser Area bevorsteht: lärmende Aufdringlichkeit voller Unberechenbarkeit – Bettler, Trunkenbolde, Suchtkranke, Prostituierte, psychisch beeinträchtigte Menschen und sonstiges Gesox um kaputte Leuchten, Bierbüchsen und Scherben gruppiert. Dreck überall. Den Weg zur Wohnung wird Lara sich durch Berge von Spritzen bahnen müssen —> The Broken-Hauslicht-Theorie.

Klar. Ob Window oder Hauslicht ist Jacke wie Hose. Fakt wird: Immer sichtbar werdender Verfall der Gegend, das Auftreten fremder und ungebetener Personen ~ und so weiter und so fort, bis schließlich die Furcht vor Kriminalität die letzten Normalos aus ihren Wohnhülsen treibt.

1982_broken_windows

DEGEGEN HILFT NUR ZERO TOLERANCE!

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“Höflichkeit, Professionalität und Respekt” gebe ich meinem anstehenden Verhalten vor, greife endlich zum Telefon, um der Verwaltungsgesellschaft den Schaden zu melden.

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Da tags darauf das blöde Licht immer noch nicht brannte, wurde ich strenger:

Three strikes and you are out!”

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Nun isses nachts wieder hell. Und ich notiere selbstzufrieden: Wenn sich von nun an jeder so verhält wie ich, wird die Menschheit nicht einmal halb so kriminell bleiben, wie sie es sich verdient hat. Odersoähnlich.

Pyrotechnische Urlust

Irgendwann müssen unsere Ur-Urzellen angefangen haben, Informationen zu speichern, um sich besser anpassen zu können. Sonst gäbe es uns Jetztmenschen nicht.

Uns sind daher zahlreiche Informationen aus dem Urwald erhalten geblieben, die heute über gewisse Auslöser aktiviert werden, ohne dass wir sofort wissen, wieso. Zum Beispiel entspricht das Quietschen von Kreide auf einer Schultafel ziemlich genau dem Urschrei aus dem Kehlkopf eines unserer Vor-Vorfahren. Sollte eine Lucy vor 3,2 Millionen Jahren vor großer Gefahr gewarnt werden, klang das wie zu DDR-Zeiten das Quietschen von Kreide auf Tafel oder eine Straßenbahn aus Gotha, wenn diese in eine Kurve vor. Was den Ossis – genetisch bedingt – Gänsehaut über den Rücken trieb.

Gleichwohl muss es ebenfalls etwas gegeben haben, was unsere Vor-Vorfahren so freudig erregte, dass es als Glücks-Information in der DNA abgelegt ist.

Feuer – kann ich mir vorstellen – machte einen Afropithecus ebenso glücklich, wie auch jeden Homo rudolfensis oder jeden Homo habilis. Feuer bedeutet Wärme und Schutz. Und wer es sich nicht selbst machen kann, ist glücklich wenn er es findet.

Deshalb freuen wir uns über Pyro besonders wenn wir erregt sind.

pyro_chaoten

Die Menschen am Zaun (auf dem Bild oben) sind erst in zweiter Linie Chaoten. In erster Linie sind es glückliche Menschen, die ihrem Urtrieb folgen. IHRER URLUST.

pyroWitzigerweise teilt man Pyro in “Böses Feuer – Gutes Feuer” ein.

Böses Feuer kommt von Chaoten, die gern randalieren und dabei kokeln, gutes Feuer kommt aus Potsdam oder aus dem Internet –

http://www.feuerwerkersinfonie.de/

Hierarchie der Gefühle

Dass Gefühle hierarchisch strukturiert seien, ist die zentrale Hypothese des Arztes meines Vaters bei dessen gestrigen Visite. Wobei alles, was in unserer Wahrnehmung durch Überleben bedingt, alles Sonstige dominiert. Wir seien in erster Linie Tier und erst in zweiter Linie Mensch. Primaten eben.

Bei starker Demenz mit anerkannter Pflegestufe 3 ist es mit den verbleibenden Gefühlen, wie mit der Erinnerung: Das Letzte verschwindet zuerst und das Erste bleibt bis zum Schluss. Wir nennen es “aggressiv” bei Erwachsenen – und doch ist es vergleichbar mit dem Verhalten eines Werdenen bei der Geburt. Der Drang zum Leben lasse links und rechts vergessen.

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Das kam allerdings erst zum Schluss und lange nachdem wir uns beschnüffelt hatten wie Alpha-Rüden.

Ich – der zuvor seine medizinischen Kenntnisse bei Prof. Dr. Google erwarb und dessen praktische Erfahrung aus der Beobachtung eines einzigen Patienten entspringt – verwickelte den “richtigen” Arzt in ein Fachgespräch:

“Melperon gebe ich ihm dreimal täglich 50 mg, manchmal kriegt er noch eine vierte Tablette vorm Einschlafen. Das Seroquel habe ich [sic!] inzwischen abgesetzt, denn die vermuteten Albträume erwiesen sich als Zahnschmerz … ~ und wegen Risperidon hätte ich von Ihnen gern eine zweite Meinung.”

Was der kann – kann ich auch. Wozu gibt es Internetze?

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Hausarztbesuche sind was Feines. Man trinkt den Kaffee, den man selbst zubereitet hatte und kann nebenher noch etwas philosophieren. Aber es sollte gut vorbereitet sein, wer sich auf das (Fach-) Gebiet eines anderen begibt. Daher Themenwechsel. Wir beide sind schließlich nicht nur Ärzte, sondern auch Männer. Und Männer sind Primaten.

Der obligatorische Penislängenvergleich: Der Arzt war drei Jahre bei der NVA und ist nun Unterleutnant, ich nur 18 Monate und bin Leutnant – YES!

Als das geklärt, konnten wir sachlich werden.

Zurück auf LOS:

“Wahrscheinlich sind unsere Gefühle hierarchisch strukturiert …”

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Als “originell” wertete ich anschließend diese Thesen. Als “logisch” und “strukturiert”, ABER – behaupte ich der lieben Alternative wegen – Gefühle könnten auch wie Farben sein: Acht Grundfarben – sechs bunte und zwei unbunte; dreidimensional wie ein Rhomboeder. …

~~~

Vielleicht hätte ich Professor werden können, wenn mein Weg nicht anderweitig vorgezeichnet wäre. Ausgestattet mit der Fähigkeit, jeden Kokolores wissenschaftlich klingen zu lassen.

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Petrus vor der Himmelspforte. “Nun”, fragt er mich, “was ist die zentrale Erkenntnis deines Lebens?” – “Darauf weiß ich nur eine Antwort, lieber Petrus: Alles ist total banal.” Zumindest wenn man “es” hinterfragt.