Das Kommunikationsmissverständnis

„Tach schön!“, sagt der Nachbar und ich spüre prompt, dass etwas in der Luft liegt.

„Tach schön!“, antworte ich freundlich. Glaube, dass ein Lächeln zu meiner aufgesetzten Freundlichkeit passen könnte, doch dies – spüre ich – gerät mir zum Grinsen. Zum blöden Kunstgrinsen. Irgendwas ist heute anders.

„Und? …“, fragt der Nachbar nun.

„Und?“, wiederhole ich. Doch dies ist ein anderes Und als das Und des Nachbarn. Dessen Und sagt nämlich „Komm, rücke raus mit der Sprache!“ derweil mein Und fragt: „Was soll dein Und?“

„… Alles okay?“

Genug gepokert, ich will sehen. Mit „warum fragst du so komisch?“ gehe ich daher in die Offensive und erfahre, dass die Nachbarn und die Nachbarn der Nachbarn heute Nacht meine Frau hörten.

Ich bin erleichtert. Nun ist alles klar und ich kann aufklären:

„Sie hat heute Nacht geskypt. Mit ihrer Freundin in Amerika…“

Ukrainerinnen scheinen zu glauben, dass bei großen Entfernungen Wort, Worte, Wörter, Satz oder Sätze dem anderen Rezipienten besser verständlich seien, wenn alles gebrüllt wird. Das Volumen der Lautstärke direkt proportional zur vermuteten Entfernung.

Der Nachbar ist nun ebenfalls erleichtert – niemand würde misshandelt.

„Und“, fällt ihm ergänzend dazu ein, „die Russin aus Nummer 25 brüllt auch immer so, wenn sie telefoniert.“

Nun können wir uns entspannt – gegenseitig – einen guten Tag wünschen.

Autor: Alex

Heute so, morgen so ...

Ein Gedanke zu „Das Kommunikationsmissverständnis“

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