In den letzten Wochen wurde der tröge Alltag russischer Innenpolitik wieder einmal durch unbegründete Meckerei gestört. So wagte es der Gouverneur der Region Tscheljabinsk Michail Jurewitsch Herrn Putin – den Präsidenten der Russischen Föderation – darauf aufmerksam zu machen, dass offenbar gewisse Umweltnormen von der Industrie nicht eingehalten werden.
Weshalb es schließlich zu einem Gespräch kam, in welchem der Gouverneur trotzig seiner Position beharrte. Nach seiner Darlegung sei die Bevölkerung erregt – «население возмущено» – vom sehr unangenehmen – «очень неприятным» – Geruch, der von der metallurgischen Industrie verursacht werde.
Aber ER wäre nicht Putin, wenn ER nicht längst Bescheid wüsste:
“Der Technadsor ( = russischer TÜV) hat meines Wissens dort Arbeiten durchgeführt und ist zu gewissen Schlussfolgerungen gekommen.”
Was der renitente Gouverneur so nicht hinnehmen wollte:
“Wir hier glauben im Gegenteil, dass …”
Weiter kommt der Gouverneur aus Tscheljabinsk nicht. Putin unterbricht und erhält gibt lupenrein-demokratisch dem Provinzoberhaupt eine Lehreinheit in Recht und Ordnung:
“Glauben Sie was Sie wollen. Leiten muss man nach Regeln und nach allgemein anerkannten Normen.”
Ohnequatsch. Hier das Zitat im Original:
«Вы считайте как угодно. Нужно руководствоваться соответствующими правилами и общепризнанными нормами»
Nun dürfen wir gespannt sein, wie lange ein Gouverneur, der solche Regeln nicht kennt, noch im Amt bleiben kann.
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Quelle: http://lenta.ru/news/2013/08/29/putin/
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Erich Honecker war seinerzeit in vergleichbarer Situation – unfreiwillig – komischer. Als Mitte der Achtziger das Staatsoberhaupt der DDR von einem westlichen Journalisten befragt wurde, ob die Abgase der Trabbis nicht doch schädlich seien, wusste er folgende Antwort:
“Och, wissen Sie: Manche sagen so, andere so.”
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