“Es ist nicht sinnvoll Leute daran zu hindern, verrückt zu werden”, sagt der Arzt Andrej Jefimytsch in Tschechows “gottgefälliger Anstalt”. Wobei das “Krankenzimmer Nr. 6” ist nur eines von vielen. Auch Büchners Woyzeck lässt sich so oder so inszenieren, derweil die alles entscheidende Frage bleibt: Wer von uns ist wirklich verrückt?
Das wirkliche Leben basiert – eigentlich – auf dem simplen Kasus Wenn-Dann. Was unter anderem bedeutet: Wer sich die Zähne nicht putzt, bekommt Zahnschmerzen.
Eine Logik mit vielen Folgen. Eine davon: Wer sich die Zähne selbst nicht putzen kann, muss sie geputzt kriegen – wenn nicht, dann … .
Was unserem Opa vom Leben bleibt nennt sich “Pflegestufe 3”, er ist nicht transportfähig und hat Zahnschmerzen. Wozu die Oma sagt, dass sie an seine Zähne nie heran gekommen sei –
“er lässt se sich nich putzen!”
Womit zwar die Schuldfrage geklärt ist, deren Klärung aber – so oder so – den Schmerz nicht mindert.
Es ist nun anzunehmen, dass jeder Zahnarzt vor jeder Betäubung erst einmal prüfen wird, wie sich im geschwächten Körper eines Patienten der Pflegestufe 3 eine normalerweise übliche Zahn-Betäubung-Spritze zu den zahlreichen Mitteln der Neurologen verhält. Und nebenbei: Wie rechnet man eigentlich eine Sonderzahnbehandlung im Gebiss eines Verrückten gegenüber einer Krankenkrankasse ab?
“Das Zahnweh subjektiv genommen,
Ist ohne Zweifel nicht willkommen.”
(Wilhelm Busch)
Ergänzend hole ich uns einen Spruch aus anderem Zusammenhang:
„Eine Kleinigkeit, einverstanden, aber an solchen Kleinigkeiten geht die Welt zugrunde.“
(Tschechow, Briefe, 17. Oktober 1889)
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