Unbewusstes Kofferwort, gebildet in vollster Aufregung. Wahrscheinlich wollte er „beschmiert“ sagen und „gekrakelt“, wohl beides gleichzeitig. Verbunden mit der rhetorischen Frage:
„Wer hat-denn die scheene Wand beschmarkelt?“
Na wer wohl? – Die Frage war doof. Es konnte schließlich nur einer die „scheene“ Wand beschmarkelt haben – und der war ich, damals mitten in der Pubertät. Darüber hinaus hieß der Schmarkel „John Lennon“, ein Künstler der in dieser Familie nur von mir sehr verehrt wurde. Und: Die scheene Wand befand sich im Kinderzimmer, was für Eltern – eigentlich – exterritoriales Gebiet ist.
Heute wissen wir: Graffiti ist doch nichts besonderes. Das hat es immer schon gegeben und wird es immer wieder geben.
Irgendwer hatte vor mehr als 2.000 Jahren das Tor von Milet beschmarkelt und es dauerte wohl sehr-sehr lange, bis altertümliche Schriftexperten endlich in der Lage waren, die Botschaft zu entschlüsseln. Seither wissen wir, dass damals ein Nachbar die Frau des anderen gevögelt hat. Und das DAS unglaublich schön gewesen sein muss.
Na klar: Nun endlich kann ich mir meinen Kilroy-was-here-Traum erklären:
Wir – Larissa und ich – waren neulich am Griebnitzsee spazieren und entdeckten dabei am Berliner Ufer des Sees einige Graffitos in kyrillischen Buchstaben, versehen mit der Jahreszahl 1945. Und dies, obwohl dieses Gebiet zu jener Zeit im amerikanischen Sektor gelegen. Was mir Gelegenheit gab, über den Schiffsinspektor James J. Kilroy zu referieren.
Eine hübsche Anekdote, die sie noch nicht kannte und mit einer Weisheit belegte:
„Offenbar will jeder Mensch, dass etwas bleibt – und sei es nur eine Inschrift“
Ja, denke ich, und von richtig gutem Sex kann die Welt ruhig erfahren. Auch nach zwei- oder dreitausend Jahren.