Wir hatten nicht viel Zeit zwischen Ankunft in der Arena und Spielbeginn, zumal meine Tochter sich weigerte, auf ein Gespräch mit „rein“ zu kommen.
„Lass uns lieber irgendwo einen Kaffee trinken gehen“, gab sie vor, dabei hätten wir bequem in der Halle … – GESCHENKT. So bewegte sich der Berg zum Propheten, was einige Zeit (neues Thema – neue Obsessionen) in Anspruch nahm, denn an die Warschauer Straße wollte sie nicht, „viel zu dreckig“, dann lieber über die lange Brücke bis zur Revaler.
„Du lebst im Augenblick völlig anders, als du mich erzogen hast“, erfahre ich beim Vietnamesen noch bevor wir irgendwas bestellt hatten. „So patriarchalisch!“, präzisiert sie und es klingt nach Vorwurf.
„Wenn ich dich immer so reden höre: Lara hier, Lara dort. Uuund …“
Töchterchen macht nun eine rhetorische Pause, zieht den Mund zusammen, so als würde sie eine Zitrone lutschen müssen
<ironie>
„…sie liebt es, Salate zu machen.“
</ironie>
Erneut klingt es nach Vorwurf. Was eigentlich logisch ist, denn Töchterchen ist mit fast dreißig Lebensjahren in eben jenem Alter, in dem man alles weiß und alles erklären kann. Die eigenen Werte sind Axiom, mathematische Formel, unverrückbares Bezugssystem, welches jede Welt interpretiert. Frau weiß was läuft.
Sie setzt mich unter Rechtfertigungsdruck. Ich versuche mich zu erklären: „Stimmt. Früher habe ich genauso gedacht und gelebt. Aber inzwischen weiß ich …“
Weiter komme ich nicht. Das olle iPhone ruft mich zur Ordnung.
„Wo sind die Schlüssel? Wo steht der Rechner? Und wo zum Teufel bist du?“
Mir bleibt also „tutmirleid, muss los“ zu sagen.
„Früher hattest du dein Handy immer aus“, sagt sie beim Abschied.
Womit sie natürlich Recht hat.
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