Das Perpeduum Mobile

29. Tag

Erfahrung, Intuition und eine gewisse Basisintelligenz sollten für die Beurteilung des Zuerwartenden genügen. Und doch folgt der Mensch – statt dessen – Räten. Manchmal nur, um nicht hochnäsig zu gelten.

perpeduum mobileGrotesk: Der ach-so-preiswerte russische Schrauber, dem man in dessen goldene Hände nur Ersatzteile zu geben braucht, trifft auf einen kompromisslosen deutschen TÜV, der, wie in meinem Falle, bei solchem Spiel stets aufs Neue antritt, um zu beweisen, dass “das” mit “Russenschraubern” nichts werden kann.

Grotesk: Wenn meine TÜVler nicht eines Tages sterben, schraubt der Russe auch in 100 Jahren noch. Von mir finanziert.

Железный Дровосек

23. Tag

Ritsch-ratsch-rumm-di-bumm ~ @!!! ~ und da ist sie plötzlich:

DIE AUSGEWÄHLTE IDEE!

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Zuvor galt:

The best way to have a good idea is to have a lot of ideas.

Ein Spruch von Linus Pauling. So war ich 22 Tage lang damit beschäftigt, zahlreiche Ideen zu verwerfen.

Wie zum Beispiel die Idee von den Frauenschuhen – der Bedarf scheint zwar unendlich, aber ich bin – leider – weder Schuhmacher noch Schuster. Um den Frauenschuh-Vertrieb kümmert sich darüber hinaus bereits der Zalando-Mann. Gut genug, wie mir scheint.

Holzhandel ist auch doof, man braucht ziemlich viel Technik zum Fällen und jede Menge Diesel für die Transporte. Was natürlich der Jenige – 😉 -nicht stemmen kann, der noch nicht einmal seinen eigenen PKW durch den TÜV kriegt.

Und natürlich: Alles, was mit der Ukraine zu tun hat, kann man ebenfalls abhaken – DIESE GAUNER KENNE ICH GUT GENUG, UM NUN DARAUF ZU SPUCKEN, wie ein gleichgesinntes russisches Sprichwort rät.

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Hin und her – her und hin: Ich werde demnächst mit Metall handeln. Erfinde vorerst eine Metallhandel-App (oder suche mir einen Nerd, der eine App schreiben kann). Das soll eine App sein, zu der sich jeder anmelden kann, der Metall übrig hat. Ebenso wie andere, die Metall benötigen. Eine App wie eine Partnerbörse – YES WE CAN! – mit Schrott handeln, dabei Freunde finden und dabei Treuepunkte sammeln. Es ist die alte Marlboro-Idee – Luft verpesten und dabei together kommen, als Friends – vernünftig angewandt.

Apropos Marlboro: Die haben einen lustigen Cowboy, der in jeder Wildnis seine Pflicht erfüllt und neben Hut und Pferd nur eine Zigarette mit sich führt. Wie Putin himself, nur angezogen. Der Marlboro Man.

So gesehen eignet sich für Schrott Tin Woodman, der Blechmann, am besten – der “Железный Дровосек”, wie er bei Wolkow in der Nacherzählung heißt, der “Eiserne Holzfäller” …

zauberer_oz_01eiserner_holzfaeller

Oder auch nicht. Oder so ähnlich.

“Toto, I have a feeling we’re not in Kansas anymore”

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Lese, kontrolliere, überprüfe und entscheide: Ich gebe meinem Blechmann ein Herz.

Конечно, судьба нанесла мне большой удар: стоя в лесу, я много размышлял и пришел к выводу, что самое страшное в этой жизни — остаться без сердца.

(Deutsch: Natürlich hat mir das Schicksal einen großen Schlag versetzt: Im Wald stehend konnte ich vieles bedenken und kam zum Schluss, das das schrecklichste in diesem Leben ist – ohne Herz zu sein.)

Der arme Kerl – so mit ohne Herz! Nee.

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Die Figur entwickelt sich. Fehlt nur nur noch ein Claim. Irgendwas mit “herzlich” sollte es sein, oder mit “herzhaft” ~

SCHROTT MIT HERZ auf NEU.KOMM

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Vor dem TÜV

16. Tag

Es ist eine nie endende Geschichte: 290 Euro heimste sich bereits die Vertragswerkstatt ein, 200 Euro kostet ein neuer Kat, diverse Kinkerlitzchen summiert machen knapp 100 Euro, dazu ~ keine Ahnung was der russische Schrauber will ~ und wenn das Armaturenbrett ausgerechnet während der Prüfung ausfällt, habe ich die “Brille uff”. In diesem Fall muss das Dingens alias “Black Box” ausgetauscht werden – 400 Euro druff.

Best case ist unwahrscheinlich: Dieses Auto kommt durch den TÜV.

Dann bleibt es gefährlich und hat nur noch 2 Jahre zu leben. Für dieses Auto gibt keinen TÜV nach dem TÜV.

*seufz*

Also sollte man – eigentlich  – die kommende Zeit nutzen, um Geld zurückzulegen, um gegen die Inflation anzusparen. Jacke wie Hose: Es ist Mist.

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Gerade eingeparkt, Türen zugeplobbt – da begegnet mir ein SPD-Plakat:

spd-wahl-plakat

Auch ohne Auto mobil? – Nee? Na?

Noch ist nichts verloren!

Noch sind des Wagens Ruhm und Ehre nicht verschrottet,
Heute wird uns lächeln das Schicksal.
Verschwinden werden alle Mängel wie Tau in der Sonne,
Und  so werden wir wieder Herr im eigenen Auto sein.

Trotzig fahre ich nun nach Berlin.

Selbstillustration

7. Tag

Manchmal illustriert sich ein Posting auch durch die Ereignisse, die anschließend stattfinden. Kaum hatte ich gestern hinter dem Zitat “… und er muss sich beeilen, zu leben. Denn eine dumme Krankheit oder irgendein tragischer Zufall kann dem Leben jäh ein Ende setzen” von Ostrowski auf die Entertaste gedrückt, plongt eine ankommenden Mail.

Diese ist von Frau T. die seinerzeit, in Moskau, schräg über uns wohnte und Tochter der Jenigen (ich mag diesen Sprach-Joke immer noch) ist, die einst mit meinen Eltern befreundet waren. Ihre Mutter – schreibt Frau T. – sei vor kurzem gestorben und ihr Wunsch sei es gewesen, … ach-ja … und jedenfalls, … und ach … lest doch selbst:

… haben wir meine Mutter begraben … sie wollte immer noch obwohl nicht mehr gehfähig Deine Eltern in Potsdam besuchen … ich hatte ihr versprochen es zu ermöglichen … aber nun ist Sie einen anderen Weg gegangen … leider habe ich keine Adresse gefunden um Deine Eltern zu benachrichtigen und die Telefonnummer in ihrem Telefonbuch … Fehlanzeige … und jetzt warum ich mich an Dich wende … in einer Woche fahre ich nach Moskau (nach 41 Jahren) … und möchte dort die orte meiner Kindheit aufsuchen … leider finde ich in meinem Kopf und auch sonst nirgendwo den Straßennamen von dem haus in dem wir eine zeit lang wohnten ich glaube von 1967-69? … ich weis nur noch das Deine Familie rechts unter uns wohnte und das ich als Kind oft bei euch gespielt habe und das es in der Nähe vom Prospekt Mira war …ach und das ihr einen Boxer (Hund) hattet … Hund Boxer (Tapsi?) verdanke ich meinen ersten Hundebissempfang … – also hast Du eine Ahnung wo das war?

Klar habe ich eine Ahnung. Vielleicht sogar zwei. Beziehungsweise weiß ich es genau: In Moskau lebten wir von 1967 bis 1971 in der Mittleren Pereslawer Straße, Haus 4/9 im dritten Eingang auf der dritten Etage rechts, linker Eingang. Ich besuchte die 292te Mittelschule und unsere Telefonnummer war damals 294 72 49. Allerdings habe ich keine Ahnung, WIESO ich das noch weiß.

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Der Moskauer Winter von 1968 auf 1969 ist sehr kalt. So kalt, dass sich die Männer eine halbe Stunde früher auf den Parkplatz begeben müssen, um die Autos flott zu machen. Auch heute sind wieder alle da – bis auf Siggi.

Siggi ist ein Langschläfer und erscheint daher morgens immer auf dem aller-aller-letzten Pfiff. Was aber nicht sonderlich schlimm: Denn heute – da es besonders kalt und darüber hinaus sehr windig ist – erscheint der Hausmeister an Siggis Stelle an dessen Moskwitsch, enteist den Wagen, macht das Auto schnee- und eisfrei.

Die Meute lästert:

“Vornehm geworden ist unser Siggi, ein feiner Pinkel, lässt sich bedienen, wohl blaues Blut in den Adern, ist sich zu fein zum Scheibenkratzen für den Frost, …”

Bis die Männer bemerken, dass der Hausmeister das Auto verwechselt hat.

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02. April 2014.

Jetzt begebe ich mich zur Waschanlage, um das Auto anschließend über einen langen Weg durch Werkstatt und Schrauber zum TÜV schicken zu können. ~~~ Blin! So ein Katalysator allein kostet bereits fast 200 Euro!

NEIN, Lara, wir kaufen uns jetzt keine neue Waschmaschine. Erst wird das Auto getüvt!

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02. 04. 2014. Eine KFZ-Werkstatt. Vorbesprechung.

“Ein Kabel ist wohl wackelig. Manchmal …”

“Ach, wissen-se, da machen wir nichts dran. Wird viel zu teuer, wenn wir in der Elektronik rumwurschteln. Wir nehmen den Block raus und schicken den ein. Kost’ dann etwa 400, 500 Euro – ist dann aber in Ordnung.”

“Können Sie nicht erst einmal nachsehen?”

“Ja. Aber meist isses so, wie ich sage.”

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AngeTÜVt

2. Tag

Auf dem Plattenspieler die Komiker-Parade vom DDR-Label “Litera”:

ddr-komikerparade

{Label Litera klingt irgendwie schmunzlig}

Ein Komiker nuschelt:

“… Da habe ich meine Schuhe zum Schuster gebracht. Da hat der sich die genau beguckt. Dann hat er gesagt: Die brauchen nur neue Sohlen, neue Absätze und ringsrum neues Oberleder. ~ Die Schniersenkel sind noch gut.”

Als Kind merkt man sich auch jeden Quatsch. Vor allem Texte, die man niemals braucht.

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Heute bin ich beim TÜV.

Das Auto ist bereits aufgebockt. Herr TÜV leuchtet mit Taschenlampe, sagt an, derweil sein Kollege notiert. Hierzu fällt mir ein:

“Da habe ich mein Auto zum TÜV gebracht. Da hat der sich das genau beguckt. Dann hat er gesagt: Es braucht nur neues Dies, neues Jenes und überhaupt … ~ Aaaber die Bremsen sind fast gut, bis auf den Bremszylinder hinten links.”

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Erinnerung an dirty.ru. Das folgende Pic, die folgende Montage, pumpte ich mir vor etwa zwei, drei Jahren aus dem Netz (nach dem Motto: Kann man vielleicht irgendwann einmal noch gebrauchen).

Heute ist es soweit:

auto_zum_tuev

{Leider kenne ich nur die Seite woher, nicht den Autor}

Dieses Bild nenne ich “Unterwegs zum TÜV”.