Frauenfragen

21. Tag

5:27 Uhr. Der Schlüssel zu Grannys Wohnung dreht sich im Schloss, der Hund schlüpft vorbei, in die Wohnküche und wird hier begrüßt. Doch anstelle von “Guten Morgen Asterix!”, wie es richtig wäre, stellt Granny dem Hund eine Frage.

“Na, wer kommt denn da?”

Absurd. Was soll ein Hund schon darauf antworten?

* * *

Manchmal wünsche ich mir, der Hund könnte gegenfragen.

“Ich bin es, der Asterix. Erkennst du mich etwa nicht?”

Einmal entdeckt und dies kombiniert mit Erfahrung, vermute ich, dass die Fragen der Frauen weit weniger auf Wissenserwerb gerichtet sind, als auf Rhetorik. Fragt Lara – zum Beispiel – “wieviel Zucker hast du eigentlich in den Kaffee getan?” will sie nie wissen, wieviel Zucker ich in den Kaffee tat, sondern sie will die Feststellung einleiten, dass ihr der Kaffee vor der Frage entweder zu süß oder nicht süß genug ist.

Unbewusst sammelt Mann Erfahrung. Sieht bereits die ersten Gewitterwolken bei einer Frage wie: “Hast du heute schon was vor?”, generiert Selbstschutz und scannt sofort alle mögliche Vorhaben. Derweil ein gewisse Ahnung Sträflingskleidung aus dem virtuellen Spind polkt, in Erwartung so genannter “schwarze Arbeit”.

Wahrscheinlich sind nach einer Hast-du-heute-schon-was-vor-Frage Löcher zu bohren oder es gilt irgendwas anzuschrauben.

* * *

Allerdings hat sie heute noch keine Frage gestellt, denn noch ist es 5:30 Uhr und noch schläft sie.

Sie wird mit einer Frage aufwachen, orakle ich. Mit einer wie die hier:

“Wo bleibt mein Kaffee?”

Das Blumengleichnis

Lara liefert einer Freundin seit einer Woche schon Ratschläge vom Fließband. Sie engagiert sich weil eine fremde Ehe vakant. Diese Beziehung zu retten ist nun ihre Aufgabe.

Gestern hörte ich – unfreiwillig – zu, Russinnen sind am Telefon immer gern etwas laut, und staune über manche “Erkenntnis”, die Lara zum Besten gibt.

“… und wenn er dies sagt, sagst du das ~ … ~ das anderes musst du einfach ignorieren ~ … ~ einfach ist es nie ~ … ~ Männer sind so ~ @… ”

… und so weiter und so fort.

Hier lehrt Erfahrung. Und obwohl es nicht um uns geht, vermute ich anhand der Ratschläge, dass meine Frau glaubt, MICH manipulieren zu können.

Doch was sie für Manipulation hält – behaupte ich trotzig – ist Einordnung.

Und: Eine Frau kann nur dann zu dem Glauben gelangen sie beherrsche den Mann, wenn sie sich von ihm beherrschen lässt. In einer jeder Ehe sind Mann und Frau korrespondierende Gefäße. Sind sie es nicht, wird geschieden. Oder gemordet.

“Gib her!”, sage ich daher ungehalten, nehme den Hörer selbst in die Hand und erkläre der Freundin, wie ES wirklich ist:

“Am ehesten sind Männer mit Blumen zu vergleichen. Lob ist die Sonne, die sie im Innersten wachsen lässt. Der Partnerin Aufgabe ist das Wasser, welches sie zur Selbstzufriedenheit aufnehmen. Und Zugeständnisse sind der Dung, welcher in jeder Beziehung vonnöten.”

Fliegt lieber!Der Blumenzüchter welcher glaubt, eine Pflanze könne ohne Licht, Wasser und gutem Nährboden gedeihen – der hat bereits im Ansatz verloren.

Feminine Dilemma

Gestern zog ich den Stecker aus der Telefondose – 

– WIE KANN MAN AUCH NACH ZWANZIG UHR NOCH ANRUFEN!? –

– weil sich plötzlich fast-fremde Leute an uns erinnern.

Leute, die längst ihrer eignen Wege gehen sollten, insbesondere Frauen. Und nur, weil wir einen Wundertäter kennen.

20:00 Uhr ist für Osteuropäer eine normale Zeit. Man kann in Russland oder in der Ukraine getrost noch später “einfach so” anrufen, ohne dabei Gefahr zu laufen, demnächst geteert und gefedert zu werden. ABER NICHT BEI MIR, ihr blöden Schnecken, ihr! – Ich bin Deutscher, auch wenn ich nicht immer danach aussehe oder rede.

Andererseits: ~ Schade eigentlich!

Manchmal bedauere ich, Deutscher zu sein, denn wenn ich es nicht wäre, könnte mich derzeit so richtig schön bestechen lassen. Und zwar einfach nur, indem ich in Aussicht stellte, beim Wundertäter ein gutes Wort für irgendwen einzulegen.

Das tragikomische an russisch-femininen Verhaltensmustern ist die Überzeugung, dass sich die soziale Anerkennung der Weiblichkeit vor allem über sexuelle Begehrlichkeit definiert. Und um Begehrlichkeit zu schaffen, ist “der Russin” jedes Mittel recht – auch “Schönheit”.

Natürlich ist jede Frau bis zu einem gewissen Punkt für sich selbst verantwortlich. Doch wenn dieser Punkt erreicht scheint – das Alter nämlich – sieht sie es als Klippe im Meer körperlicher Unwägbarkeiten. Als eine jener vielen Klippen, die mithilfe eines Wundertäters umschifft werden können.

Glaube versetzt Berge und ließ gestern mein Telefon schellen, bis ich den Stecker zog.

Als wieder Ruhe war, konnte ich nachdenken: Die deutsche Frau hat es offenbar millionenfach einfacher, denn sie wird bereits vor der Pubertät indoktriniert – NUR AUF DIE INNEREN WERTE KOMMT ES AN! – und hat daher logischerweise mit wachsendem Alter weniger Probleme. (Dass es deutsche Männer auf Brautschau nach Osteuropa zieht, ist einzig und allein das Problem dieser Männer. 😉 )

Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte. Gingen Emanzipierung und Erotisierung Hand in Hand, gäbe es weder das eine, noch das andere Problem.

Aber so weit sind wir noch lange-lange nicht.