Wenn die Eisbären auswärts spielen, reisen viele Fans mit, um “ihre” Mannschaft anzufeuern. Zwei Busse mindestens. Und neulich, in Wolfsburg, geriet das Spiel vor zich-tausend Mitgereister aus Berlin sogar zum Auswärts-Heimspiel.
Seit Straubing weiß ich, dass ein Teil der Berliner Fans gar nicht aus Berlin kommt. Ich – der zuvor 5 Stunden angereist war – begann nämlich einen Schwatz gegenüber Eisbären-Fans mit den Worten:
“Und? Wie lange seit ihr so angereist?”
“’ne Stunde etwa.”
@???
“Wir kommen aus Regensburg.”
@???
“Na ja, eigentlich bin ich aus Schwerin, andere hier sind aus Neubrandenburg – wir leben nun in dieser Gegend und kommen immer, wenn die Eisbären da sind. Als MacPommer sind wir für Dynamo, denn Dynamo ist die einzige Mannschaft, die von uns [sic!] in der DEL spielt.”
@!!!
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Vorgestern in Mannheim. Lange vor dem Spiel: Ein Typ mit Eisbären-Schal steht rum und langweilt sich. Wir kommen ins Gespräch und ich erfahre, dass er – eigentlich – aus Chemnitz ist. “Aus dörrr DDR-Stodt mit den drei O”, witzelte ich prompt auf sächsisch, was er mit Grinsen quittierte.
Als einige Umstehende guckten als hätten sie diesen Witz noch nie gehört, lösten wir gemeinsam auf:
“Chemnitz war früher Gorl-Morx-Stodt – De eenz’che Stodt in dor janzen DDR mit drei O im Namen!”
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Hansa Rostock wurde im Oktober 1995 mit einer Platzsperre belegt. Sie mussten ihr nächstes Heimspiel auswärts abhalten – im Berliner Olympiastadion – und hatten somit vor 58.492 Zuschauern ein doppeltes Heimspiel (was im Übrigen für Hansa einen neuen Zuschauerrekord bedeutete). Gekommen waren zahlreiche Fans von anderen ehemaligen DDR-Oberligaklubs, ehemals feindlich gesinnten sogar, was im Berliner Olympiastadion bunt zu sehen war, insbesondere durch gemischte Vereinsfarben und Spruchbändern, wie “Halle grüßt Hansa Rostock!”. Dazu babylonisches Sprachengewirr in allen Mundarten Mitteldeutschlands.
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Gemeinsam erlebte Geschichte ist immer sehr nachhaltig, Blut ist dicker als Wasser und <vollpfostengag>Dynamo ist die Hauptstadt von Berlin</vollpfostengag>.