Reziprokes Spiel

Die Eisbären-Fans rufen „Dynamo“ und das bezieht sich auf eine Sportvereinigung der inneren Sicherheitsorgane in der DDR, zu denen Volkspolizei, Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und die Zollverwaltung der DDR gehörten.

Besser: Spiel und Leben

Was grübelt man nicht alles, nur um eine Vokabel namens Kehrwert – reziproker Wert – zu vermeiden. Ein Ausdruck, der es mir – wie ich hiermit zugebe – angetan hatte, denn der reziproke Wert ist diejenige Zahl, die mit x multipliziert die Zahl 1 ergibt (x^{-1}).

“Reziprokes Spiel” ist HIER – HIER, IN DIESEM BLOG – EINE AUSGEGNAUTSCHTE KOMBINATION, die ich – Vorsatz für 2013 – niemandem mehr antun möchte. So heißt dies Posting wenigstens im Subtitle “Spiel und Leben”, was ich, der stets voller Selbstzweifel, für nicht sonderlich originell halte.

Wiedemauchsei: Wenn gute Spiele das Leben abbilden, sollte man auch das Leben im Spiel finden können. Je mehr Häuser man hat, desto weniger Miete zahlt man. Wenn dir alle Straßen gehören, zahlst du nichts.

Es gibt das Spiel im Spiel: Monopoly im Eishockey, was ich am 28. Dezember 2012 entdeckte, als mich eine wirklich-wichtige Person (WWP|VIP) “mitnahm” und ich entdeckte, dass ein Halbsatz wie – „er gehört zu mir“ – genügt, um mich ebenfalls wirklich-wichtig zu machen.

*Pussi-rechts, Pussi-links* – “Aber hallo!”

Mit „Der-da kommt aus Russland“ wurde ich einigen Leuten vorgestellt, erhalte einen Propusk für die meisten Bereiche der O-Two-World – … ~~~ und kann von da an essen, trinken und gucken soviel ich will. Kostenfrei. Umsonst. Wie einst von den Bolschewiki konzipiert: Jedem nach seinen Bedürfnissen.

In der ersten Drittelpause gab es also gebackenen Schweinekrustenbraten, derweil das Frikassee nicht einfach nur Frikassee ist – NEIN! – es ist vom Brandenburger Landhuhn. Der Lachs kommt aus den Fjorden Norwegens und zur Berliner Boulette gehört natürlich Feigensenf.

Brot und Spiele. Man sitzt in einer Loge und freut sich, wie glücklich das Volk ist. Die Fans rufen “Dynamo”, was  sich auf eine Sportvereinigung der inneren Sicherheitsorganeder DDR bezieht, auf die Volkspolizei, das Ministerium für Staatssicherheit und auf die Zollverwaltung der DDR. Derer Vorsitzender bis zum Untergang Erich Mielke war.

Hätte der Sozialismus gesiegt, wären die Eisbären heute noch Dynamo und hätten im Schnitt 400 Zuschauer pro Spiel. So aber spielt die beste Mannschaft Deutschlands in der modernsten Arena des Landes vor den treuesten Fans, die unterhalb der VIP-Logen zu ihrer Ost-Identität finden.

Hierfür fällt mir keine Vokabel ein.

The White Bear Phenomenon

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Teil 1: Unverständliche Fragen

Neulich habe ich die Berliner Philharmoniker gehört, genauer: Die Matthäus-Passion mit Sir Simon Rattle und Peter Sellars.

Ich bin heute noch begeistert, schwärme …

Da kommt ein Wanderer des Weges daher, kommentiert und fragt:

“Interessant. Wer war der Bariton?”

(Die Antwort – aber wozu? – ist klar. Es waren derer zwei: Thomas Quasthoff und Christian Gerhaher)

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Gestern hörte ich Eishockey im Live-Stream, genauer: das Spiel “Iserlohn Roosters gegen Eisbären Berlin”. Es war spannend und knapp, ging in die Verlängerung. Heute bin ich immer noch aufgeregt, begeistert, schwärme …

Da kommt ein Wanderer des Weges daher, kommentiert meine Begeisterung mit der Vokabel “Interessant” und fragt:

“Wer hat die Tore geschoben?”

(Die Antwort – aber wozu? – ist klar. Es waren derer fünf: Lalondein in der 12.Minute, Talbot in der 19. Minute/PP, Tallackson in der 22. und Rankel in der 42. und der 65.)

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Wir fragen nie nach Verteidigern, obwohl sie gleichwertig. Statt 2. Violine wollen wir die erste Geige. Und: Derjenige, der die Namen erfahren hat, kann sie sich nicht merken.

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(Jedenfalls sind wir wieder auf dem Weg nach ohm. “EISZEIT in Berlin!”)

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Teil 2: Das Spiel

Das Spiel der Berliner Eisbären ist ein weiterer Beleg für die “Theorie der Ironischen Prozesse”. Weltweit bekannt unter “White Bear Phenomenon”, wonach der Versuch, einen bestimmten Gedanken zu vermeiden, diesen viel beharrlicher macht.

So merkte Fjodor Dostojewski 1863 seinem Reisebericht “Winterliche Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke” an:

“Stelle dir selbst diese Aufgabe: Denke nicht an einen Eisbären, und du wirst sehen, dass dieses verfluchte Ding jede Minute in deinem Kopf sein wird.”

Hieraus wurde das Spiel – “The Game” genannt. …

<hier könnte theoretisch noch etwas mehr Text stehen> 

ilostthegameIm Allgemeinen gelten folgende Regeln für “The Game”:

  • Jeder spielt das Spiel.
  • Wer über das Spiel nachdenkt, verliert.
  • Wer das Spiel verliert, muss dies mindestens einer Person mitteilen.

Was wiederum beweist, dass alles – aber auch wirklich alles! -miteinander im Zusammenhang steht.

Und: dies ist keine Ironie!

Defekt im Arbeitszimmer

Küche. Ich. Kaffee.

Bin noch dabei – mitten beim Kaffeemachen – da kommt Lara des Weges daher.

“Moin-moin”, Küsschen. Small Talk und die Feststellung:

“Heute ist ja euer großer Tag!”

Stimmt. HEUTE WIRD DIE MEISTERFAHNE GEHISST.

Hier steht der Meister!

Sie hat mir gestern noch eigens für das große Ereignis Plinsen gemacht, damit wir bei der Meisterfeier nicht verhungen. Und nun empfange ich die zugehörigen Instruktionen:

“… Diese Plinse ist mit Fleisch gefüllt, hierin ist Apfelmus, hier Kaviar. Servietten sind in der kleinen Tasche, und hier bitte: Mineralwasser! … Soll ich euch noch Tee machen? ….”

Plötzlich hält sie mitten im Eifer inne. … @? … Hört aufmerksam in Richtung Arbeitszimmer und stellt fest:

“Ich glaube, du brauchst einen neuen Computer – der alte ist jetzt total hinüber. Oder? – @?!”

Zunächst glaube ich das auch – sie hat wohl Recht – bis ich bemerke, dass die iTunes-Mediathek auf “alle zufällig” eingestellt ist, derweil im Arbeitszimmer “Emerson, Lake & Palmer” läuft.

Bilder einer Ausstellung”. “Das alte Schloss” – …

 

bilder einer ausstelllung

 

*schmunzel*

“Da ist nichts kaputt! Das ist Modest Mussorgski, seine “Картинки с выставки”, das “Старый замок” …”

Lara schüttelt den Kopf.

“Musik ist dach nicht – `s ist doch wahr! – Jedenfalls hört es sich ziemlich kaputt an.”

Hmmm.

Wenn ich es mir recht überlege ~ Vielleicht brauche ich ja wirklich einen neuen Rechner?

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Morgen früh, beizeiten, lege ich Jimi Hendrix auf. Mal sehen was Lara sagt.

SimCity Live

Die Show war in der Tat gruselig: „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt!“ skandierte man vor Beginn des Intros. Die darin enthaltene berühmte Pudhys-Hymne wurde beschwiegen, ebenso die Namen der Spieler und der hübsche Intro-Trailer der Eventspezialisten aus Potsdam – MGB Entertainment – wurde sogar bepfiffen. Schließlich – mit Anpfiff des Spiels – verließen die Fans die Arena.

Oder: Sieg unter Protest

„Hütet euch vor Sturm und Wind
Und Eisbärenfans, die in Rage sind“

Der Reim ist nicht von mir – Ich hätte eines der beiden „Und“ mit „wie vor“ ersetzt – aber bezeichnend.

Das Geschehen gestern, erinnert an Simcity: Erhöht der Bürgermeister einer virtuellen Stadt heftig die Steuern, laufen ihm die Leute davon. Ebenso ist das Real Life programmiert.

Aber um Preiserhöhungen ginge es nicht vorrangig, erfuhr ich gestern. Man ist gekränkt:

„Der Unmut der Fans resultiert nicht nur aus der Tatsache der Preiserhöhungen, sondern daraus, dass man öffentlich erklärt hat, sie nicht mehr zu wollen, um ihre Plätze im Tagesticketverkauf zu höheren Ticketpreisen verkaufen zu können.“

Die zugehörige Show war in der Tat gruselig: „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt!“ skandierten die Fans vor Beginn des Intros. Die darin enthaltene berühmte Pudhys-Hymne wurde beschwiegen, ebenso die Namen der Spieler.

Der hübsche Intro-Trailer der Eventspezialisten aus Potsdam – MGB Entertainment – wurde sogar bepfiffen.

Schließlich – mit Anpfiff des Spiels – verließen die Fans die Arena, derweil die Mannschaft geschockt. Fassungslos ob der Ruhe in der Arena und ratz-fatz stand es auch schon 0:2 (3. und 4. Minute). Nach dem zweiten Schock – den über den Spielstand der Anfangsminuten – ging es erneut ratz-fatz zum 0:4, was die wenigen mitgereisten Hamburger feiern machte.

WIR haben trotzdem gewonnen. Am Ende stand es 6:5 – doch das ist das erste Spiel der Best-of-Seven. Drinnen wie draußen. Gut beraten wäre die AEG – die Anschutz Entertainment Group – wenn sie sich von nun an statt eines Pressesprechers eines Psychologen bedienen würden. Oder wenn sie – man will ja als Blogger nicht nur meckern, sondern auch helfen – einen Mediator hinzuzögen, der zwischen ihnen und den Fans vermittelt. Sonst geschieht es wie in den meisten deutschen Ehen – es wird geschieden.

Es wächst auseinander, was nicht zusammen gehört, würde Willy Brandt heute sagen. Oder gestern gesagt haben.

Euphorie

Ich kam spät zurück, vollgepumpt mit einem Mix aus diversen Neurotransmittern, also voll mit körpereigenen Drogen (volkstümlich „Glückshormone“ genannt) und weckte Lenchen, nur um ihr „Sechs-Zwo!“ zu sagen.
WIR haben wieder einmal gewonnen – YES!

Nach dem Spiel: Ich kam spät zurück, vollgepumpt mit einem Mix aus diversen Neurotransmittern, also voll mit körpereigenen Drogen – Glückshormone – und weckte Lara nur, um ihr „Sechs-Zwo!“ zu sagen.

WIR haben wieder einmal gewonnen – YES!

eisbaeren_berlin_meister

Anschließend knipste ich das Licht aus und bereitete den Tag mit seinen Erlebnissen noch vor dem Einschlafen nach.

… Wie sich so eine Arena füllt ~ so hübsch langsam! … Wie sich das Volk versammelt, wie die Erwartung steigt, die Show davor … ~ HERRLICH!

Es folgen Fragmente. Gedankensplitter. Halbzusammenhänge. Wirrwarr. Diesundjenes. Nebulöses, wie zum Beispiel:

– „Alles Werden ist der Übergang von der Potenz zum Akt“ (Wilhelm Busch).

– Potenz ist spürbar, besser: sichtbar, (läst sich visualisieren) – wie bei den Eisbären, vor jedem Spiel, in der Arena. Hier kann man sie tatsächlich sehen – die Potenz der Masse.

– Potenz = die noch nicht realisierte Möglichkeit mit der Betonung auf „noch“?

Mit Sätzen wie „vor dem Spiel beginnt bereits das Spiel“ herbergerte ich schließlich noch etwas vor etwas mich hin, schlief ein …

… und ward krank.

~

„Typ-B-Gastritis“ google ich heute – ich kann auf jeden Arzt verzichten – und nehme mir einfach nur ein Time-Out.

“Termine absagen” schreibe ich noch rasch in die Agenda – so als würde ich das vergessen können, und „Spieltheorie“ in die Wiedervorlage. Zu Lara sage ich “Tee! – Heute einfach nur Tee!” …

– und decke mich zu.