Schwarmverhalten

12. Tag

“Und wenn die Hähne krähn am Morgen
Gieß ich mir kalte Milch ins Glas …”

Die Band in meinem Kopf nennt sich Karussell und “zählt neben Karat, City, Puhdys und Electra zu den bedeutendsten und populärsten Gruppen der DDR” (Wikimiki).

Heute ist alles anders: Ich singe mir zwar das Lied, doch die Hähne sind voller Wasser. Geräuschlos fast.

Und: morgens mach ich Kurkuma in die Tasse. …

curuma

“Aba warum ick det tue, ‘ss unklar noch. ‘ssol aba irre gesund sein.”

Es ist der Schwarm, der die Regeln vorgibt, nie der Mensch allein.

Milchsuppe

3.Tag

Erstlesealter. Mitte der neunzehnhundertsechziger Jahre. Moskau. Das Buch, welches ich gerade lese, trägt den Titel “Kriminalkommissar K. erzählt”. Darin enthalten ist eine Geschichte von einem LKW-Fernfahrer, der durch dichten Nebel fahren muss und über dieses Wetter – den Nebel – schimpft.

“Diese verfluchte Milchsuppe!” sagt der Fernfahrer im Buch, von dem mir nur wenig in Erinnerung bleibt, außer jenes Wort. Milchsuppe kann ich mir nämlich beim besten Willen nicht vorstellen, weil alle Milch, die ich kenne, stets kalt ist – jede mir bekannte Suppe dagegen immer heiß ist. Milchsuppe müsste demnach kaltheiß sein, oxymoronisch sozusagen. Und damit komme ich nicht klar.

* * *

47 Jahre später ist der 29. März 2014. Ich stehe wie immer 4:30 Uhr auf, pfeife den Hund, sehe heute Nebel und denke “Milchsuppe”.

milchsuppe

Nun hole das Handy aus der Hosentasche und halte den Moment fest, insbesondere für die Ewigkeit des alltäglichen Netzes. Damit die Nachunskommenden wissen, was ich mit dem Bild meine, nenne ich es “Milchsuppe”.

* * *

Google “Milchsuppe”, finde ein Rezept …

milchsuppe_rezept

und halte das für eklig.