Eine Dystopie namens Krim

14. Tag

Lara hat sich ein Buch aus dem Netz gepumpt – “Die Insel Krim” von Wassili Aksjonow. Nun erzählt sie davon, weil sie es für bemerkenswert hält, dass der Roman bereits 1979 geschrieben (und erst 1990 in der UdSSR veröffentlicht) wurde.

Im entsprechenden Roman gibt es eine Insel namens Krim, welche durch eine Meerenge vom Land getrennt ist, und daher nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution nicht durch die Rote Armee erobert werden konnte. o entstand – abgetrennt von der Sowjetunion – ein florierender russischer Staat, eine Alternative, Russisch-Taiwan.

Simferopol, die Hauptstadt der utopischen Insel ist im Roman architektonisch beeindruckend, fortschrittlich, voller Leben, Kunst, Komfort und Stil. Wenn die Krimbewohner einander besuchen, dann in Cadillacs. Sie rauschen über saubere Serpentinen, an –zich Swimmingpools vorbei, zu den Nachbarvillen. Ihre Austern sind die besten der Welt.

Die Freundschaft zu den “Krimtataren” wird groß geschrieben. Und auch sonst ist alles harmonisch, angenehm, schön ~ doch irgendwann (@???) sehnen sich die Bewohner der Krim nach Anschluss an die Sowjetunion.

Dieser Wunsch ist die aufgehende Saat, welche Chefredakteur der Zeitung, “Russischer Kurier”, Andrej Lutschnikow, gesät wird. Dieser findet Russland nämlich großartig. Er besucht regelmäßig Moskau, hat in Russlands Hauptstadt Freunde und darüber hinaus eine Liebesbeziehung.

Zu Hause, auf der Insel, ist Lutschnikow Vorsitzender der Partei “Gemeinsames Schicksal”.

Die Partei “Gemeinsames Schicksal” setzt sich aktiv für eine Vereinigung der Insel Krim mit Russland ein und appelliert entsprechend an die russische Führung. Welche ihrerseits diesem Wunsch nachgibt und Militär einsetzt, um die Insel anzugliedern, bzw. um die auf der Insel lebenden russische Menschen zu schützen.

Anders als im wirklichen Leben, gibt es allerdings bei der Eroberung der Krim zahlreiche Tote ~ und ~ na klar: das schöne Leben bricht selbstzerstörerisch zusammen.

Dieser Roman ist eine reziproke Utopie, eine Anti-Utopie, eine Dystopie.

Google hin – google her – *staun* -selbst solchen Roman kann man nach Belieben interpretieren. Am Absurdesten fand ich folgende russische Quelle (Anna Fjodorowa; Stimme Russlands vom 18. März 2014):

“Das ist ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn nicht die Meinung des ganzen Volkes berücksichtigt wird, sondern nur die Meinung eines oppositionellen Teils der Gesellschaft. Wenn die Menschen trotz des gesunden Menschenverstandes bereit sind, ihre Welt, ihre politischen Freiheiten und ihre wirtschaftlichen Interessen zu ruinieren.

Eine ähnliche Situation beobachten wir derzeit in der „neuen“ Ukraine.

Der Schriftsteller konnte zeigen: Die Versessenheit auf pseudodemokratische Iden und Politik läuft auf einen Verrat an sich selbst und am Heimatland hinaus.”

(Quelle: “Die Insel Krim”: Lehren der Geschichte)